Haydns Oratorium stellt keine Fragen. Die Schöpfung ist richtig und gut, der Mensch die Krönung. Heute sehen wir vor allem letzteres anders. Im Grunde hat der Mensch seine Rolle als Krone der Schöpfung missverstanden, indem er gedacht hat, er könne die Erde und ihre anderen Geschöpfe endlos ausbeuten zu seinem Vorteil. Insofern ist das Oratorium fehl am Platz in unserer heutigen Welt. Was es aber auch für uns wichtig macht, ist die Begeisterung für Gottes Welt. Die fehlt uns. Wir sind alle für Umweltschutz und Klimarettung, aber nur solange sie uns nicht beeinträchtigen in unserem gewohnten Lebensstil. Statt einer Begeisterung für die Schöpfung und deren Bewahrung, versuchen wir die Probleme, die wir doch irgendwie alle selbst geschaffen haben, technisch zu lösen, allein weil wir es können. Im Grunde glauben wir immer noch, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist, fähig dazu, die Erde zu zerstören und zu retten. Bei Haydn dagegen gibt es diese Begeisterung für alles, die fast kindliche Freude am Malen in Tönen, ob Regen, Blitz und Donner oder kriechendes Gewürm und große Walfische, alles wird Musik, alles wird staunend betrachtet. Könnten wir staunen wie er, würden wir nicht alles zerstören, nur weil es uns nützt.